Gäbe es einen Preis für musikalische Waghalsigkeit, fürs mutige Kopf-über-Stürzen ins improvisatorisch Kreative ohne Netz und doppelten Boden – dann wären Erwin Ditzner und Bernd „Lömsch“ Lehmann Dauerpreisträger.
Die beiden Musiker spielen im Duo einen zeitlosen Freien Jazz, mit gelegentlich rockigen Untertönen, immer aber auf dem Level eines traumwandlerisch geschlossenen Zusammenspiels, das die großen Jazz-Duos auszeichnet.
Musikalischen Moden unterwerfen sich die beiden nicht, stattdessen spielen sie schon über Jahrzehnte mit eigenwilliger Konsequenz, die manche Sturheit nennen mögen, unbeirrt improvisierte Musik, die sich gängigen Kategorien entzieht.
Für reinen „Free Jazz“ (auch wenn sie es mutig auf die Plakate drucken lassen) ist der Groove zu mitreissend, ist der Hang zur guten Melodie und zum einladenden Rhythmus zu stark. Vom Mainstream sind sind sie meilenweit entfernt, weil sie es sich nicht im Gefälligen und Erwartbaren bequem machen.
Stattdessen funkt es im Zusammenspiel von Erwin Ditzer und Lömsch Lehmann und es sind nicht nur ein paar müde Funken die da springen, es sprüht ein gewaltiges Funkenfeuerwerk an musikalischer Gewitzheit und Spielfreude. Gewitzheit auch ganz im Wortsinn, denn Spaß macht diese Musik – Musikern und Zuhörern gleichermaßen.
Erwin Ditzners und Lömsch Lehmanns musikalische Wege haben sich Jahren immer wieder gekreuzt, lange Jahre haben sie gemeinsam in der Mardi Gras BB gespielt – und jeder bringt aus seiner langjährigen Erfahrung in verschiedenen anderen Formationen seine ganz eigene Sichtweise in die Musik des Duos ein.
Ditzner hat sich im musikalischen Umfeld von Rock (Guru Guru, Sanfte Liebe) getummelt, mit Freejazzern wie Peter Brötzmann und Karl Berger zusammengespielt, mit den Coleümes Musik an der Schnittstelle von Jazz und europäischer Volksmusik gemacht – ein Drummer, der „nicht nur Schlagzeug spielt, sondern Schlagzeug ist“.
Lömsch Lehmann ist seit den 80er Jahren als Saxophonist und Klarinettist aktiv und hat sich unter anderem durch seine langjährige Zusammenarbeit mit Sebastian Gramss Underkarl und seit Anfang der 2000er Jahre in der Mardi Gras BB einen Namen gemacht. Ein vielseitiger Musiker, der sich im Free Jazz genauso zuhause fühlt, wie im „Speed Klezmer“ der Freygish Brothers.
Im Ditzner Lömsch Duo hört man die musikalische Quintessenz, das Destillat, die guten Tropfen von Jazz – nein, von Musik überhaupt:
Originalität – Können – Neugier – Spontaneität – Improvisation – Experimentierfreude.